Segregation an Chemnitzer Schulen - Schüler mit Migrationshintergrund

Auf dem Stadtgebiet von Chemnitz existieren insgesamt 60 kommunale Schulen, die von der Stadt Chemnitz getragen werden. Darunter befinden sich 40 Grundschulen, 13 Oberschulen und sieben Gymnasien. Dazu kommen weitere Schulen in "freier Trägerschaft", so z. B. die Waldorfschule in Borna-Heinersdorf, die Montessori-Grundschule in Gablenz oder die Montessori-Oberschule bzw. das Montessori-Gymnasium (beide im Yorckgebiet).

Für die kommunalen Schulen fragte die AfD-Stadtratsfraktion via Ratsanfrage an, "wie hoch der durchschnittliche prozentuale Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund in den Stadtteilen von Chemnitz nach a) Grundschulen b) weiterführenden Schulen [ist]." Die Stadt Chemnitz antwortete mit detaillierten Zahlen sowohl auf Ebene einzelner Schulen, Schultypen und Stadtteilen, die im folgenden aufbereitet wurden.

Wichtig für das Verständnis der folgenden Zahlen ist die Definition von "Schüler mit Migrationshintergrund", die verwendet wurde. Als Schüler mit Migrationshintergrund wurden Schüler definiert, deren "Herkunftssprache nicht oder nicht ausschließlich Deutsch ist (ehemals Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund): Schülerinnen und Schüler, deren Herkunftssprache nicht oder nicht ausschließlich Deutsch ist, sind jene, die zwei- oder mehrsprachig aufwachsen und die selbst oder deren Eltern (bzw. ein Elternteil) oder Großeltern nach Deutschland zugewandert sind, ungeachtet ihrer gegenwärtigen Staatsangehörigkeit und ungeachtet des Aufenthaltsstatus (eine zeitliche Begrenzung gibt es nicht)." Als Quelle für die Definition gibt die Stadt Chemnitz im Rahmen der Ratsanfrage "Statistisch betrachtet, Bildung in Sachsen - Ausgabe 2019, S. 34" an.


Gesamtbefunde

Von den 16.234 Schülern, die auf die insgesamt 60 kommunalen Schulen in Chemnitz gehen, wiesen 19,9 % einen Migrationshintergrund im Sinne der obigen Definition auf (3.234). Die Daten der Stadt nennen kein Datum oder Stand, wann diese Daten gelten oder erhoben wurden, sodass wohl das Schuljahr 2019/2020 gemeint sein dürfte.

In den drei Schultypen sehen die Werte wie folgt aus:

  • In den 40 kommunalen Grundschulen der Stadt Chemnitz wiesen 20,7 % der insgesamt 7.095 Schüler einen Migrationshintergrund auf (1.468).
  • An den sieben Gymnasien der Stadt lernten unter den 4.420 Schülern 559 Schüler mit Migrationshintergrund (12,7 %).
  • Die 13 Oberschulen der Stadt verzeichneten unter ihren 4.719 Schülern einen Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund von 25,6 % (1.207).

Grundschulen

An den 40 kommunalen Grundschulen in Chemnitz zeigt sich eine immense Spreizung bei den Anteilen von Schülern mit Migrationshintergrund. In der Annenschule (Grundschule) liegt der Anteil bei 56 %, an fünf weiteren bei 40 % und mehr (A.-S.-Makarenko-Grundschule [Yorckgebiet], Rosa-Luxemburg-Grundschule [Zentrum], Charles-Darwin-Grundschule [Markersdorf], Grundschule Sonnenberg, Heinrich-Heine-Grundschule [Bernsdorf]). In den Grundschulen des suburbanen Chemnitz liegen die Anteile der Schüler mit Migrationshintergrund zumeist im einstelligen Bereich. In zwei Grundschulen (Grundschule Euba, Grundschule Mittelbach) gab es jeweils keinen einzigen Schüler mit Migrationshintergrund.



Stadträumlich betrachtet zeigen sich die höchsten Anteile von Schülern mit Migrationshintergrund in den innerstädtischen Stadtteilen sowie in den Stadtteilen des Fritz-Heckert-Gebiets.


Weiterführende Schulen

Bis auf wenige Ausnahmen (z. B. Chemnitzer Schulmodell) trennen sich die Wege von Schülern einer Grundschulklasse nach der 4. Klasse und münden - je nach Bildungsempfehlung - in einer weiterführenden Schule - entweder im Gymnasium oder in der Oberschule. Leicht weniger als die Hälfte der Schüler in Chemnitz besucht anschließend das Gymnasium, während die zweite Hälfte auf die Oberschule geht.

 

In innerstädtischen Oberschulen sowie in Fritz-Heckert-Gebiet-Oberschulen liegen die Anteile von Schülern mit Migrationshintergrund (mit Ausnahme der Georg-Weerth-Oberschule; 51 %) zwischen 20 und 40 %. Geringe Anteile finden sich in den "ländlich" gelegenen Oberschulen in Reichenbrand und Schönau (12 % bzw. 5 %). Die Sportoberschule und das "Chemnitzer Schulmodell" zeigen mit ihren Werten, dass es sich hier um Spezialschulen handelt (sozialstrukturell im Hinblick auf die Schülerschaft ist das Chemnitzer Schulmodell nur auf dem Papier eine Oberschule).



Die sieben kommunalen Gymnasien in Chemnitz weisen im Schnitt 630 Schüler auf, darunter durchschnittlich 80 Schüler mit Migrationshintergrund. In den fünf innerstädtischen Gymnasien schwanken die Anteile von Schülern mit Migrationshintergrund von 9 % und 12 % (in den beiden Kaßberg-Gymnasien) bis max. 23 % (G.-Agricola-Gymnasium im Zentrum). Das Gymnasium in Einsiedel (4 % Schüler mit Migrationshintergrund) am Stadtrand von Chemnitz hat ein Einzugsgebiet, das weit über Stadtgrenzen von Chemnitz im Süden hinausreicht.


Fazit

Segregation von Schülern mit Migrationshintergrund äußert sich in Chemnitz sowohl räumlich als auch schultyp-spezifisch. Während der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund an Grundschulen (bis 4. Klasse) bei 21 % liegt, ändert sich das ab der 5. Klasse an den weiterführenden Schulen. Oberschulen weisen hier mit 26 % einen doppelt so hohen Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund wie Gymnasien (13 %) auf.

Schüler mit Migrationshintergrund verteilen sich stark segregiert auf die Schulen im Stadtgebiet von Chemnitz. In die Charles-Darwin-Grundschule (Markersdorf; 109) gehen mehr Schüler mit Migrationshintergrund als in die 16 Grundschulen mit der geringsten Zahl an Schülern mit Migrationshintergrund zusammen (addiert 100). Der Befund ist allerdings wenig überraschend, da bereits die Wohnstandorte von Menschen mit Migrationshintergrund in Chemnitz stark konzentriert in einigen Stadtteilen liegen, während vor allem ländlich-suburbane Teilgebiete der Stadt nahezu keine Bewohner mit Migrationshintergrund beherbergen. Wer als Kind in Rabenstein zur Grundschule geht und später auf das André-Gymnasium wechselt, ist 12 Jahre in Schulen mit einstelligem Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund gewesen. Wer auf dem Sonnenberg seine Grund- und Oberschulzeit (z. B. Grundschule Sonnenberg und Georg-Weerth-Oberschule) verbringt, der wird 10 Jahre in Schulen gewesen sein, wo annähernd jeder zweite Schüler einen Migrationshintergrund hatte.