- Sie haben im Rahmen eines Kulturhauptbesuchs alle relevanten Sehenswürdigkeiten in Chemnitz besichtigt und wollen noch etwas Zeit in Chemnitz verbringen?
- Sie wollen Chemnitz abseits der bekannten Sehenswürdigkeiten erkunden, wissen aber nicht, wo sie anfangen sollen?
- Sie stehen nicht auf die klassischen Sehenswürdigkeiten, sondern wollen die Stadt und ihre Stadtteile erfahren und in das „echte“ Chemnitz eintauchen?
- Sie wollen wissen, wo Beate Zschäpe einsitzt, wo Chemnitz größter Industriebetrieb zu finden ist, mit welcher Straßenbahnlinie man einmal durch Chemnitz´ größtes Plattengebiet fahren kann?
CHEMNITZ in ZAHLEN zeigt Ihnen acht Stadtteile bzw. Orte in Chemnitz, die man (aus ganz unterschiedlichen Gründen) besuchen kann, wenn man mehr als nur die üblichen Sehenswürdigkeiten besichtigen will.
1. Kaßberg --> Weststraße / Barbarossastraße
Der Kaßberg (18.000 Einwohner, Fläche 2 km²) ist neben dem Sonnenberg im Kern der einzige Stadtteil von Chemnitz, der - zumindest dem Namen nach – auch außerhalb der Stadt eine gewisse Bekanntheit erreicht hat. Er ziert viele Tourismus-Broschüren und gilt als „Europas größtes zusammenhängendes Jugendstilviertel“ (wobei das viele Stadtviertel Europas von sich behaupten). In der Chemnitzer Praxis ist der Stadtteil ein 2 km² großes Teilgebiet westlich des Zentrums (am besten erreichbar über die – ja, die Straße heißt tatsächlich so – „Kaßberg-Auffahrt“ und dann die Weststraße entlang), das gerade am Anfang auch aus viel Nicht-Gründerzeit-Gebäuden besteht. Tatsächlich wurden von den 11.000 Wohnungen auf dem Kaßberg nur etwas mehr 50 Prozent vor 1918 erbaut (weitere 15 Prozent in der Zwischenkriegszeit sowie 21 Prozent zwischen 1949 und 1970).
Der Kaßberg – ist man auf der Suche nach Gründerzeit- bzw. Jugendstilgebäuden – entfaltet architektonisch seine volle Wirkung entlang der Barbarossastraße oder auf der Weststraße Höhe Ulmenstraße/Franz-Mehring-Straße. Ungefähr dort befindet sich der Wahlbezirk in Chemnitz, wo regelmäßig die GRÜNEN in Chemnitz bei Wahlen prozentual die meisten Stimmen erhalten. Stehen sie also auf alte Gründerzeit-Architektur und haben die Hoffnung auf „stabile Ossis“ nicht aufgegeben, dann ist der Kaßberg einen Besuch wert. Nirgendwo in Chemnitz ist die Bevölkerungsdichte so hoch wie auf dem Kaßberg (er ist zugleich Chemnitz' bevölkerungsstärkster Stadtteil), dennoch wundert viele Besucher: es gibt relativ wenig Kneipen oder Restaurants auf dem Kaßberg. Erwarten sie also keine Partymeile. Der Kaßberg steht abseits der großen Straßen für gepflegtes, fast schon ruhiges Wohnen. Für Ortsfremde vor allem aus den Alten Bundesländer sei erwähnt: Der Kaßberg ist vom Mietpreis-Niveau betrachtet sehr günstig. Im Schnitt zahlt man für eine normale Gründerzeit-Wohnung nicht mehr 6,00 Euro je Quadratmeter. Das gefühlte Zentrum des Kaßberg befindet sich auf der Weststraße / Kreuzung Ulmenstraße / Franz-Mehring-Straße bis zum Edeka / Ecke Gartenmarkt-Richter an der Grenze zu Altendorf. Hier gibt es einige Kneipen und Cafés (z. B. Emmas Onkel, Onkel Franz, Theos, Ronny´s, Pizzeria Caruso, Katzencafé Ciao Mau). Aufgrund seiner relativ jungen Bevölkerungsstruktur verzeichnet der Kaßberg regelmäßig die meisten Geburten in Chemnitz.
2. Sonnenberg --> Hainstraße oder Zietenstraße
Der Sonnenberg (16.600 Einwohner, Fläche 2,2 km²) ist historisch betrachtet das Arbeiter-Äquivalent zum bürgerlichen Kaßberg. Ebenfalls zu Gründerzeiten östlich des Stadtzentrums entstanden (zwei Drittel der Wohnungen stammen aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg, 51 % wurden vor 1918 errichtet), ist der Stadtteil „berühmt-berüchtigt“ für Teile seiner Bevölkerung. Das Image des Stadtteils unter den Chemnitzern ist traditionell sehr zwiespältig: zwischen großer Ablehnung auf der einen, fast schon Zuneigung auf der anderen finden sich viele Wahrnehmungen.
Der Sonnenberg ist ein für Chemnitzer Verhältnisse – sozialstrukturell betrachtet – buntes Stadtviertel. Die Bewohnerschaft ist äußerst heterogen, supergünstige Mietpreise selbst in den schönsten Gründerzeitaltbauten boten in der Vergangenheit Wohnraum für Menschen aller Art. Die Sozialdaten des Stadtteils sind relativ schlecht. Die Zahl der Arbeitslosen und der Hartz IV-Empfänger sind mit die höchsten in der Stadt; die Wahlbeteiligung ist eine der niedrigsten, die Wahlergebnisse schwanken irgendwo zwischen Gut und Böse, politische Einstellungen aller Art sind zu hier finden. Kurzum: der Sonnenberg ist „kein Ponyhof“, dennoch bundesweit betrachtet nichts, was man nicht auch in jeder anderen deutschen Stadt in ähnlicher Form findet.
Stadtbaulich betrachtet ist der Sonnenberg in weiten Teilen ein kompaktes Gründerzeitgebiet mit ca. 16.000 Einwohnern auf einer Fläche von 2 km². Abgetrennt vom Stadtteil Zentrum entlang des Bahnhofs und der Gleisanlagen entfaltet der Stadtteil seine Wirkung am besten entlang der Hainstraße und dessen Seitenstraßen in Richtung Dresdner Straße bzw. in Richtung Zietenstraße (z. B. beim Lessingplatz). Das, was dort sichtbar wird, ist die ungeschönte Realität innerstädtischen, gründerzeitlichen Wohnens in Ostdeutschland auf Ebene eines Gebietes, das seit Jahren städtebaulich gefördert wird. Als spezieller Förderschwerpunkt erwies sich dabei die Zietenstraße in Richtung Augustusburger Straße. Hier hat sich eine kleine Kunst- und Kulturszene entwickelt, die sich den Leerstand der Straße zu eigen machte. U. a. entsteht hier der Kreativkomplex "Stadtwirtschaft". Am Fuße des Sonnenbergs an der Augustusburger Straße kann u. a. im "LOKOMOV" eingekehrt, gegenüber im "Nikola Tesla" gefeiert werden.
Wenn Sie nach dem hundertsten Gründerzeitgebäude plötzlich Lust auf Shopping bekommen haben sollten, bietet sich die „Sachsen-Allee“ an. Das Einkaufszentrum an der Dresdner Straße, Ecke Thomas-Mann-Platz bietet alles, was man von großen, modernen Einkaufscentern erwarten kann (u. a. kostenlose Parkplätze, 80 Geschäfte).
Luftlinie 500 Meter entfernt von der Sachsen-Allee befindet sich das Fußballstadion des Chemnitzer FC (aktuell 4. Liga, offiziell „Stadion an der Gellertstraße“), das 2015 fertiggestellt wurde und rund 27 Mio. Euro gekostet hat. Sozialstruktur des Sonnenbergs und Fanstruktur des Chemnitzer FC sind punktuell deckungsgleich. Sind sie also Fußball-affin oder wollen tiefer in die ostdeutsche (Fußball-)Sozialstruktur eintauchen, spricht nichts gegen einen Besuch auf der Stehplatztribüne des CFC (erreichbar über Eingang Heinrich-Schütz-Straße). Vermeiden Sie hierbei allerdings bitte „Auffälligkeiten“, d. h. verzichten sie auf jede Form von Erzgebirgs-Devotionalien und vermeiden sie die Farbe lila (Erzgebirge Aue). Sind sie etwas risikoscheuer, bietet der große Sitzplatz-Bereich auf der Gegentribüne entsprechend Platz für normale Fußball-Konsumenten (ebenfalls über Heinrich-Schütz-Straße erreichbar).
3. Fritz-Heckert-Gebiet --> Stollberger Straße
Das Fritz-Heckert-Gebiet ist Chemnitz´ größtes Plattenbaugebiet (Fläche ca. 7,5 km²). Es umfasst insgesamt viereinhalb Stadtteile (Helbersdorf, Markersdorf, Morgenleite, Hutholz sowie Teile von Kappel) im Süden der Stadt, wurde in den 1970er und 1980er Jahren ursprünglich für ca. 85.000 Menschen errichtet und zählt noch heute zu den größten Plattenbausiedlungen Ostdeutschlands. Nach diversen „Rückbaumaßnahmen“ (Abriss) zur Verringerung des Leerstandes bei gleichzeitiger Sanierung/Modernisierung des verbliebenen Wohnungsbestandes ist das Gebiet heute Heimat von ca. 30.000 Chemnitzer:innen, von denen nicht wenige seit dem Erstbezug im „Heckert“ wohnen.
Am besten erreichbar ist das Gebiet über die Stollberger Straße, die als Grenze zwischen Helbersdorf und Kappel und dann später im Süden am Rand der Stadtteile Morgenleite und Hutholz verläuft. Wenn Sie sich für sozialistischen Städte- und Wohnungsbau interessieren, können Sie sich in die Straßenbahnlinie 4 setzten und vom Zentrum (Zentralhaltestelle) einmal komplett durch das Heckert-Gebiet bis zur Endhaltestelle Hutholz (und zurück) fahren – wenn Ihnen das noch nicht gereicht hat, steigen sie von der Linie 4 in die 5 und fahren über weitere Heckert-Gebiet-Areale zurück ins Stadtzentrum. Das Heckert-Gebiet beginnt technisch gesehen auf Höhe der Kaufhalle Kappel – hier liegt das Baugebiet 0 (Haltestelle Irkutsker Straße). Je weiter die Fahrt Richtung Hutholz/Morgenleite geht, desto – pauschal formuliert – höher werden die Plattenbauten. Dem DDR-Wohnungsbau ging irgendwann die Fantasie aus, es mussten schnell immer mehr Wohnungen gebaut werden. Während der Fahrt erreichen Sie illustre Haltestellen wie z. B. die Haltestelle „Am Flughafen“ (Chemnitz hatte mal einen Flughafen: stadtauswärts rechts sieht man noch das „Ikarus-Gebäude“, das - vereinfacht gesagt - früher Tower und Terminal in einem war).
Sozialstrukturell ist das Heckert-Gebiet in seiner Gesamtheit übrigens bei weitem nicht so abgehängt, wie man denken könnte. Die Arbeitslosigkeit oder der Ausländeranteil ist – bezogen auf das Gesamtgebiet – nicht höher als in der Kernstadt. Es wohnen relativ viele alte Menschen im Stadtteil, sodass das Leben hier relativ unspektakulär verläuft. Von den Heckert-Gebiet-Stadtteilen ist Morgenleite (die Großplatten rund um das Einkaufszentrum Vita-Center an der Wladimir-Sagorski-Straße) das sozialstrukturell schwächste Gebiet. Hier sind die Sozialdaten relativ schlecht – ungefähr auf dem Niveau des Sonnenbergs.
4. Furth --> Chemnitztalradweg
Der Stadtteil Furth (zwischen Chemnitztalstraße und Blankenburgstraße) ist ein in weiten Teilen gewerblich-industriell geprägter Stadtteil (nur 1.300 Einwohner, Fläche 2,5 km²), der touristisch nicht ansatzweise erwähnenswert wäre, wenn sich auf dessen Territorium nicht mit einer Höhe von 302 Metern Sachsens höchstes Bauwerk, der Schornstein des Heizkraftwerk Chemnitz-Nord, befinden würde.
Wenn Sie aus irgendeinem Grund ein Faible für Schornsteine haben sollten oder diesen – weil Sie nun schon mal da sind – aus der Nähe sehen wollen, empfiehlt sich ein Fußmarsch/eine kleine Spritztour über den „Chemnitztalradweg“ direkt nach Furth. Der Radweg führt unmittelbar am Betriebsgelände des Schornsteins vorbei, der seit seiner Bemalung durch den französischen Künstler Daniel Buren als das „vermutlich höchste Kunstwerk der Welt“ (Zitat EINS Energie, dem Besitzer / Betreiber des Heizkraftwerks) gilt. Ziel der Farbgebung war es, dass sich der Schornstein auch aus weiter Entfernung gut von seiner Umgebung abhebt. So entstand die Idee, für die sieben Segmente des Schornsteins sieben kontrastreiche, fröhliche Farben zu verwenden. Wenn Sie vor dem Schornstein stehen und Höhen schätzen wollen, dann sind für Sie folgende Maße relevant:
- Verkehrsgelb: 255 m - 302 m
- Signalviolett: 210 m - 255 m
- Melonengelb: 165 m - 210 m
- Himmelblau:120 m - 165 m
- Gelbgrün: 75 m - 120 m
- Erdbeerrot: 40 m - 75
- Aquamarin: 0 m - 40 m
Seit 2017 leuchtet der Schornstein auch nachts. Insgesamt 168 LED-Leuchten (14 pro Farbabschnitt) mit jeweils 100 LEDs machen den Schornstein nahezu im ganzen Stadtgebiet sichtbar. Seit seiner Bemalung genießt der Schornstein einen guten Ruf unter der Chemnitzer Bevölkerung und gilt als das heimliche Wahrzeichen der Stadt Chemnitz.
Unweit des großen Schornsteins befindet sich an der Blankenauer Straße 54 – ebensfalls im Stadtteil Furth – das Alternative Jugendzentrum. Das AJZ ist Jugendclub und Veranstaltungs- und Konzertzentrum zugleich und dürfte die bekannteste Institution der linksalternativen Szene in Chemnitz sein. Im großen Konzertsaal „Talschock“ regelmäßig bekannte und weniger bekannte Bands auf.
5. Altchemnitz / Grenze Helbersdorf --> Stadtpark entlang des Chemnitz-Flusses
Altchemnitz (6.300 Einwohner, Fläche 5,0 km²) ist lang gezogener Stadtteil, der sich entlang des Chemnitz-Flusses und der Annaberger Straße Richtung Süden bis weit in den Süden der Stadt zieht. Er ist baulich sehr unterschiedlich und weist einen (fast schon diffusiven) Mix an Wohnen, Gewerbe und Industrie auf. „Touristisch relevant“ ist hier der an Grenze von Altchemnitz zum Stadtteil Helbersdorf parallel zur Chemnitz verlaufende „Stadtpark“, eine sich über mehrere Kilometer ziehende „Parklandschaft“ (Beginn auf Höhe Beckerstraße), deren Hauptweg gern und oft von Joggern, Radfahrer, Inlineskatern oder Spaziergängern genutzt wird. Kinder können an einigen Stellen ihre Füße in die Chemnitz halten (die Chemnitz ist im Sommer traditionell sehr „wasserarm“), es gibt keinen Autoverkehr, vor allem im Bereich Heinrich-Lorenz-Straße bis Scheffelstraße herrscht eine für großstädtische Verhältnisse ungewohnte Ruhe. Wenn Sie es bis zur Freiluftgaststätte „Polargarten“ schaffen sollten, können Sie eintauchen in eine bereits zu DDR-Zeiten errichtete Gaststätte (und deren Außenbereich), die sowohl Bewohnern des Fritz-Heckert-Gebiets als auch Stadtpark-Besuchern gerade im Sommer erfrischende Kaltgetränke bietet.
In unmittelbarer Nähe zum Polargarten auf der anderen Seite der Chemnitz befindet sich das Volkswagen-Werk, dem größten Industriebetrieb der Stadt Chemnitz (knapp 2.000 Mitarbeiter bauen hier jährlich hunderttausende Motoren). Wenn Sie die Chemnitz auf Höhe der Scheffelstraße überqueren, erreichen sie die Straße „Kauffahrtei“ und können problemlos den Rückweg Richtung Zentrum antreten.
6. Kappel --> Haydnstraße / Lützowstraße / Irkutsker Straße
Kappel (9.900 Einwohner, Fläche 2,6 km²) ist ein relativ zentrumsnaher Stadtteil, der seit 1900 zu Chemnitz gehört und – das mag für manchen städtebaulich interessierten Tourist bzw. Gast relevant sein – sämtliche Bausubstanzen und Wohngebäudetypen aufweist, die in Chemnitz in den letzten 150 Jahren gebaut wurden sind.
Wenn Sie bspw. im Industriemuseum (Zwickauer Straße) zu Besuch waren und nicht wissen, was mit dem angefangenen Tag noch Sinnvolles anzustellen ist, können die 300/400 Meter zur Haydnstraße laufen und erreichen dort den Beginn vom Stadtteil Kappel und die Grenze zu Kapellenberg. Vor hier aus können Sie einen kleinen Spaziergang starten: sie finden im Areal Haydnstraße / Lützowtraße / Irkutsker Straße / Straße Usti nad Labem in kompakter Form die fünf Phasen des Chemnitzer Wohnungsbaus, der im Kern in allen ostdeutschen Städten in vergleichbarer Form zu finden ist.
- gründerzeitliche Wohngebäude aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg (Bereich Chopinstraße, Richard-Wagner-Straße)
- genossenschaftlicher Wohnungsbau der Zwischenkriegszeit (Lützowstraße/PLatnerstraße; eine zwischen 1921 und 1931 errichtete, größtenteils unter Denkmalschutz stehende Siedlung, die heute der Sächsischen Wohnungsgenossenschaft Chemnitz gehört, max. 6 Wohnungen je Gebäude, rote Dächer)
- früher DDR-Wohnungsbau (Gebäude noch mit Spitzdach; zu finden links der Haydnstraße Richtung Lortzingstraße, die Gebäude liegen im Bereich des Stadtteils Kapellenberg)
- früher DDR-Plattenbau (entlang der Irkutsker Straße, Anfang der 1970er Jahre, Plattenbauten mit max. 5 Etagen; Baugebiet 0 des Fritz-Heckert-Gebiets)
- später DDR-Plattenbau (industrieller Plattenbau für Großsiedlungen, teilweise 9 oder 11 Geschosse, Ende der 1970er Jahre errichtet, Baugebiet 2 des Fritz-Heckert-Gebiet an der Straße Usti nad Labem / Dr. Salvador-Allende-Straße)
Hinweis für „Groudhopper“: Am Übergang von Baugebiet 0 zu Baugebiet 2 finden sich die Sportanlagen des BSC Rapid Chemnitz e.V., einem Sportverein, dessen Fußball-Abteilung jahrelang hinter dem Chemnitzer FC der höchstklassisch spielende Verein in Chemnitz war.
7. Schloßchemnitz --> Nordpark/Schönherrfabrik oder Salzstraße/Küchwaldstraße
In Schloßchemnitz (14.000 Einwohner, Fläche 3,5 km²) befindet sich die Schloßkirche und das Schloßviertel (jeweils in unmittelbarer Nähe zum Schoßteich), die im klassischen Chemnitz-Reiseführer als die Wiege der Stadt Chemnitz beschrieben werden.
Abseits davon gibt es in Schloßchemnitz zwei Teilgebiete, die sehenswert sind. Der „Nordpark“ ist ein kleines kompaktes, vollständig saniertes Gründerzeit-Wohngebiet (nördlich der Müllerstraße, östlich der Blankenauer Straße) in unmittelbarer Nähe zum Chemnitz-Fluss. Der Begriff Nordpark ist dabei kein historischer Begriff, sondern ein von Immobilienunternehmen geschaffener Begriff, um eine Abgrenzung von anderen (weniger gut sanierten) Gründerzeitstrukturen in Schloßchemnitz zu ermöglichen.
Wenn Sie vom Nordpark aus die Chemnitz überqueren, gelangen Sie zur Schönherrfabrik. Diese wurden in den letzten Jahrzehnten vollkommen ungenutzt und bietet heute Unternehmen aus diversen Branchen eine Heimat, zunehmend auch Unternehmen aus dem Kultur- und Kreativsektor. Die Immobilie ist das erfolgreiche Exemplar der Umnutzung von Industrie(brach)flächen in neue Nutzungsformen, ohne dabei das Ursprungscharakter der Immobilien zu zerstören.
Das zweite Teilgebiet von Schloßchemnitz ist das nordwestlich der Schloßkirche Richtung Küchwald erstreckende „Villengebiet“ entlang der Küchwaldstraße / Salzstraße. Hier zeigen sich abseits der klassischen Gründerzeit-Mehrfamilienhäuser Wohngebäudestrukturen, wie sie für die wohlhabenderen Bürgerlich am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert angelegt wurden. Im Küchwald selbst fährt die Parkeisenbahn, auch das Kosmonautenzentrum „Sigmund Jähn“ (der erste Deutsche im Weltall) ist dort beheimatet. Auf dem Rückweg vom Küchwald kommt man am Schloßberg vorbei, wo sich die Freiluftgaststätte "Miramar" befindet. Von Chemnitz´ schönstem Biergarten (Eigenbezeichnung) aus kann man Richtung Schloßteich und Innenstadt schauen.
8. Bernsdorf --> Reichenhainer Straße / Bernsdorfer Straße
Bernsdorf (14.000 Einwohner, Fläche 5,9 km²) ist einer der großen zentrumsnahen Stadtteile von Chemnitz. Er zieht sich entlang der Bernsdorfer Straße und der Reichenhainer Straße und ist Hauptstandort der Technischen Universität Chemnitz und der diversen Forschungseinrichtungen (wie z. B. dem Fraunhofer-Institut). Das Campus-Gelände ist am besten erreichbar zu Fuß/Fahrrad über die Reichenhainer Straße (vom Südbahnhof ca. 1 km den „Berg“ /leichten Anstieg hinauf) oder über die Straßenbahnlinie 3. An der Reichenhainer Straße befindet die Mensa, diverse Hörsaalgebäude, viele Wohnheime (Richtung Vettersstraße) und das Studentenwerk. Wenn Sie also Interesse an einem Studium an der TU Chemnitz, können Sie sich hier einmal umschauen (Hinweis: weitere Standorte der Universität befinden sich im Stadtteil Zentrum [Straße der Nationen], am Uni-Teil-„Erfenschlag“ und an der Wilhelm-Raabe-Straße in Altchemnitz).
Am Ende des TU-Campus (Reichenhainer Straße / Höhe Wartburgstraße) schließt der „Städtische Zentralfriedhof“ der Stadt Chemnitz an, ein großes 40 Hektar umfassendes Areal, auf dem seit 1874 Beisetzungen stattfinden. Rechts der Reichenhainer Straße (stadtauswärts) befindet sich das Krematorium Chemnitz, das im Jahr seiner Fertigstellung 1906 das erste Krematorium Sachsens war.
Finaler Hinweis zu Bernsdorf: Am Rand von Bernsdorf in der Justizvollzugsanstalt Chemnitz (umgangssprachlich "Frauengefängnis Chemnitz", erreichbar über Reichenhainer Straße) sitzt NSU-Mitglied Beate Zschäpe ihre Haftstraße ab.