Die jahresdurchschnittlich ca. 2.140 Geburten und ca. 3.740 Sterbefälle in Chemnitz (2018-2022) verteilen sich stark ungleich über das Stadtgebiet. Dies ist einerseits der unterschiedlichen Bevölkerungszahl der Stadtteile geschuldet, andererseits eine Folge der jeweiligen Altersstrukturen in den Teilgebieten.
Die Stadtteile mit den meisten Geburten in Chemnitz in den letzten fünf Jahren (2017 bis 2021) waren der Kaßberg (jahresdurchschnittlich ca. 240), der Sonnenberg, Schloßchemnitz, das Zentrum (zwischen 180 und 190) und mit gewissen Abstand Bernsdorf und Gablenz (allesamt mit dreistelligen Geburtenzahlen). Es folgen mit jeweils knapp unter 100 Geburten (jahresdurchschnittlich) die Stadtteile Altendorf, Hilbersdorf, Kappel und Lutherviertel (insgesamt finden mehr als 60 Prozent der Geburten in den 10 aufgeführten Stadtteilen statt). Bei diesen vier letztgenannten Stadtteilen zeigt sich jedoch die Problematik der „verzerrten Abbildung der Realität“, wenn man Geburten nur in absoluten Zahlen darstellt. Altendorf hat mit knapp 12.000 Einwohnern mehr als doppelt so viele wie das Lutherviertel (leicht mehr als 5.000), während Kappel (10.000) und Hilbersdorf (7.000) wiederum mit "ganz anderen Einwohnerzahlen aufwarten". Daher eignet sich die Statistik „Geburten pro 1.000 Einwohner im Stadtteil“ deutlich besser, wenn man die Geburtenhäufigkeit bzw. -intensität der Stadtteile abbilden will
Hier zeigen sich die meisten Geburten im Lutherviertel (17 Geburten pro 1.000 Einwohner im Schnitt der Jahre 2017-2021). Der Kaßberg, Schloßchemnitz, das Zentrum erreichen jeweils einen Wert von gerundet 13 Geburten pro 1.000 Einwohner; es folgen Hilbersdorf und der Sonnenberg mit 12 Geburten pro 1.000 Einwohner (gesamtstädtisch liegt die Zahl der Geburten pro 1.000 Einwohner bei 9 [Zeitraum 2017-2021] – vor allem im Zentrum ging die Zahl der Geburten in den letzten Jahren steil nach oben. Bernsdorf (9), Gablenz (8) und Altendorf (8) dagegen weisen trotz hoher absoluter Geburtenzahlen nur durchschnittliche Werte bei der Statistik Geburten pro 1.000 Einwohner auf
Die relativ wenigsten Geburten (pro 1.000 Einwohner) finden sich Reichenhain und Glösa-Draisdorf (jeweils 5). Es folgen Stelzendorf, das Yorckgebiet und Markersdorf (hoher Altersdurchschnitt) Harthau, Grüna, Kleinolbersdorf-Altenhain (mit jeweils gerundet 6). Mit Ausnahme vom Yorckgebiet und Markersdorf sind die Stadtteile allesamt am suburbanen Rand von Chemnitz zu finden. In diesen Stadtteilen ist zwar der Familienanteil hoch, die Zahl der Geburten jedoch gering. Das fühlt sich nach einem Widerspruch an, ist aber keiner: vereinfacht gesagt werden die Kinder noch in kernstädtischen Stadtteilen geboren; die Familie mit einem oder mehreren Kindern zieht erst anschließend an den Stadtrand ins Eigenheim.
Schlussendlich ist die Geburtenhäufigkeit in den Stadtteilen immer Ausdruck der Altersstruktur der Stadtteile. In Teilgebieten mit vielen Bewohnern der Altersgruppe 20 bis 40 ist die absolute wie relative Zahl der Geburten hoch, solange es sich bei den Bewohnern nicht um Studenten oder in der Ausbildung befindliche Personen handelt. Deutlich wird dies bei Bernsdorf: obwohl der Stadtteil den höchsten Anteil an jungen Erwachsenen hat, sind hier die Geburtenzahlen pro 1.000 Einwohner nicht automatisch die höchsten. Die Altersstruktur der Stadtteile wiederum korreliert mit der Bausubstanz und Eigentumsverhältnissen. Junge Menschen, die gerade Eltern geworden sind oder werden wollen, wohnen weitaus öfter zur Miete (in der Kernstadt sowie in gründerzeitlichen Altbauten) als im Eigentum.
Sterbefälle in den Stadtteilen werden ganz maßgeblich von der Altersstruktur der Bewohnerschaft und vom Vorhandensein von Altenpflegeheimen im Stadtteil determiniert. Die meisten Sterbefälle (absolut) im Zeitraum 2016 bis 2020 verzeichneten das Zentrum, Schloßchemnitz und - mit gewissem Abstand - Altendorf (jahresdurchschnittlich jeweils über 200). In der Spanne „160 bis 199 Sterbefälle pro Jahr“ sind die Stadtteile Kaßberg, Gablenz, Kapellenberg, Yorckgebiet, Sonnenberg und Bernsdorf zu finden. Es sollte deutlich werden, dass hier andere Stadtteilnamen zu finden sind, als dies bei den geburtenstarken Stadtteilen der Fall war. Das Yorckgebiet zum Beispiel verzeichnete mit seinen lediglich knapp 7.000 Einwohner mehr Sterbefälle als der benachbarte Sonnenberg, der mehr als doppelt so viele Einwohner wie das Yorckgebiet hat.
Die Statistik „Sterbefälle pro 1.000 Einwohner“ zeigt daher besser, wie Altersstruktur und Altenpflegeheime Einfluss auf die Stadtteildaten haben. Die meisten Sterbefälle pro 1.000 Einwohner (Zeitraum 2016-2020) werden in den Stadtteilen Harthau, Morgenleite, Kapellenberg und Hutholz (jeweils 30 und mehr pro 1.000 Einwohner) sowie in Siegmar und im Yorckgebiet (24 bis 29 Sterbefälle) registriert. Diese Stadtteile sind allesamt kleine bis mittelgroße Teilgebiete mit einem hohen Altersdurchschnitt und mehreren Altenpflegeheimen. Der gesamtstädtische Wert für Sterbefälle pro 1.000 Einwohner lag zwischen 2016 und 2020 bei 14,3. Zum Vergleich. Der Kaßberg und der Sonnenberg verzeichneten in den fünf Jahren jeweils 11 Sterbefälle pro 1.000 Einwohner im Jahr. Die wenigsten Sterbefälle pro 1.000 Einwohner wurden in Reichenhain, Kleinolbersdorf-Altenhain, Euba (suburbane Stadtteile) und im Lutherviertel gezählt (jeweils 7 oder weniger Sterbefälle pro 1.000 Einwohner).
In Chemnitz ist ein auffälliger Zusammenhang zwischen DDR-Bausubstanz (errichtet zwischen 1949 und 1989) und Sterbefälle pro 1.000 Einwohner festzustellen. Die Bewohner in den Stadtteilen mit viel DDR-(Plattenbau)-Substanz sind mit ihrer Wohnung zusammen „gealtert“, wohnen teilweise seit Errichtung des Gebäudes bzw. des Gebietes in ihren Wohnungen und sind nun bereits deutlich im fortgeschrittenen Rentenalter.
Unter den Top 11-Stadtteilen mit den meisten Sterbefällen (pro 1.000 Einwohner, 2016-2020) befinden sich mit Morgenleite, Kapellenberg, Hutholz, Siegmar, Yorckgebiet, Zentrum, Altendorf, Helbersdorf acht Stadtteile mit signifikanten Anteilen (teilweise ausschließlich ausgestattet) von Gebäudesubstanz aus der frühen DDR-Zeit bzw. aus der Phase des industriellen DDR-Großsiedlungsbaus (Beimler-Gebiet in Gablenz, Flemminggebiet in Altendorf, Fritz-Heckert-Gebiet in den Stadtteilen Hutholz, Helbersdorf, Morgenleite).
Die konkreten Einzelwerte des Jahres 2020 zeigen bereits die hohe Corona-Übersterblichkeit in den Stadtteilen.
Der in Chemnitz vorhandene starke Sterbeüberschuss zeigt sich deutlich, wenn man die 39 Stadtteile und deren Geburten-Sterbefälle-Saldo berechnet. Nur noch drei Stadtteile verzeichneten mehr Geburten als Sterbefälle (darunter führend das Lutherviertel und der Kaßberg), 35 Stadtteile dagegen verlieren im Bereich der natürlichen Bevölkerungsbewegung Einwohner, d. h. verzeichnen (deutlich) mehr Sterbefälle als Geburten (Zeitraum 2018-2022, inkl. recht starken Corona-Einfluss). Am deutlichsten wird dies in Kapellenberg, Yorckgebiet, Hutholz, Morgenleite und Altendorf sichtbar. Ursache dieses Befundes ist immer die Altersstruktur im Stadtteil, die zu vielen Todesfällen (hoher Altersdurchschnitt + Standort von Pflegeheimen) oder bei entsprechender junger Altersstruktur auch zu verhältnismäßig vielen Geburten führen kann.
Adelsberg | Altchemnitz | Altendorf | Bernsdorf | Borna-Heinersdorf | Ebersdorf | Einsiedel | Erfenschlag | Harthau | Euba | Furth | Gablenz | Glösa-Draisdorf | Grüna | Helbersdorf | Hilbersdorf | Hutholz | Kapellenberg | Kappel | Kaßberg | Klaffenbach | Kleinolbersdorf-Altenhain | Lutherviertel | Markersdorf | Mittelbach | Morgenleite | Rabenstein | Reichenbrand | Reichenhain | Röhrsdorf | Rottluff | Siegmar | Schloßchemnitz | Schönau | Sonnenberg | Stelzendorf | Wittgensdorf | Yorckgebiet | Zentrum