Sterbefallentwicklung 2021 in Chemnitz im historischen Kontext

(Hinweis: Der Artikel fußt auf den Daten des Blog-Artikels "Übersterblichkeit in Chemnitz 2020" und wurde hier aktualisiert und erweitert. Sie finden dort - sofern Sie noch nie etwas vom Begriff "Übersterblichkeit" gehört haben - eine kurze Erläuterung.)

Sterbefälle 2021 in Chemnitz und Rückblick bis 1940

Im Jahr 2021 starben in Chemnitz nach Angaben der Stadtverwaltung 4.024 Menschen und damit so viele wie seit 1989 nicht mehr (damals 4.037 Sterbefälle bei 302.000 Einwohnern). Die Zahl der Sterbefälle 2021 lag noch einmal 98 (bzw. 2,5 %) über der des Jahres 2020 (3.926) und mehr als 500 (bzw. 14,3 %) über dem Wert von 2019 (damals 3.522).

 

Nimmt man die durchschnittlichen Sterbefälle der Jahre 2015 bis 2019 als Ausgangsbasis (im Mittel 3.425 Sterbefälle: Spanne von 3.277 im Jahr 2016 bis 3.522 im Jahr 2019), um Besonderheiten der Coronajahre 2020/2021 errechnen zu können, so zeigt sich

  •  für das Jahr 2020 eine Übersterblichkeit von 14,6 % (501 Todesfälle mehr), d. h. es starben ca. 15 % mehr Menschen als im Mittel der Jahre 2015 bis 2019
  •  für das Jahr 2021 eine Übersterblichkeit von 17,5 % (599 Todesfälle mehr).
Entwicklung der Sterbefälle in Chemnitz 2000-2021
Entwicklung der Sterbefälle in Chemnitz 2000-2021

Auf 1.000 Einwohner gerechnet (diese Statistik ist in der Lage, die Todesfallentwicklung trotz unterschiedlicher Einwohnerzahlen vergleichen zu können) registrierte die Stadt Chemnitz 2021 16,5 Sterbefälle (2020: 16,0). Das ist nicht nur der höchste Wert seit der Wiedervereinigung, sondern seit den 1940er Jahren.

 

Jahr: Sterbefälle | Einwohner | Sterbefälle je 1.000 EW

  • 1940: 4.365 Sterbefälle | 332.411 Einwohner | 13,1 Sterbefälle je 1.000 Einwohner
  • 1945: 9.786 | 245.522 | 39,9
  • 1950: 4.583 | 293.211 | 15,6
  • 1955: 3.616 | 290.153 | 12,5
  • 1960: 4.202 | 286.329 | 14,7
  • 1965: 4.416 | 295.160 | 15,0
  • 1970: 4.745 | 299.670 | 15,8
  • 1975: 4.582 | 305.113 | 15,0
  • 1980: 4.748 | 317.644 | 14,9
  • 1985: 4.440 | 315.452 | 14,1
  • 1990: 3.899 | 294.244 | 13,3
  • 1995: 3.440 | 265.583 | 13,0
  • 2000: 3.134 | 256.922 | 12,2
  • 2005: 2.930 | 244.999 | 12,0
  • 2010: 3.175 | 240.767 | 13,2
  • 2015: 3.391 | 248.878 | 13,6
  • 2016: 3.277 | 246.882 | 13,3
  • 2017: 3.462 | 247.422 | 14,0
  • 2018: 3.473 | 247.721 | 14,0
  • 2019: 3.522 | 246.908 | 14,3
  • 2020: 3.926 | 245.051 | 16,0
  • 2021: 4.024 | 243.646 | 16,5


Entwicklung in den Einzelmonaten des Jahres 2021 und Rückblick bis 2017

Die Sterbefälle in den Einzelmonaten des Jahres 2021 (in Klammern Werte des Jahres 2020)

  • Januar: 404 (327)
  • Februar: 309 (303)
  • März: 323 (304)
  • April: 337 (280)
  • Mai: 331 (277)
  • Juni: 282 (260)
  • Juli: 264 (264)
  •  August: 288 (262)
  •  September: 281 (287)
  •  Oktober: 317 (306)
  •  November: 403 (415)
  •  Dezember: 485 (636)

zeigen (deutlich) überdurchschnittliche bzw. erhöhte Werte in den Monaten Januar, November und Dezember. Aber auch der März, April und Mai sowie der Oktober zeigen leicht erhöhte Werte. Zum Vergleich: Im Mittel der 60 Monate zwischen Januar 2015 und Dezember 2019 (somit allesamt Vor-Corona-Werte) starben im Durchschnitt 285 Chemnitzer pro Monat. In den Grippewellen 2017 und 2018, die zu Beginn der Corona-Pandemie oft als Vergleich herangezogen wurden, erreichten die monatlichen Sterbefallzahlen in Chemnitz maximal 372 (Februar 2017) bzw. 385 (März 2018). In den Jahren 2020 und 2021 wurden diese Werte insgesamt fünfmal überboten.

 

Es steht weiterhin die These im Raum, dass der Dezember 2020 mit seinen 636 Sterbefällen der Monat mit den meisten Todesfällen seit Ende des 2. Weltkrieges ist (zumindest pro 1.000 EW gerechnet). Überprüft werden kann diese These mangels fehlender Monatswerte jedoch nicht.


Quellen:

  • Stadt Chemnitz - Amt für Informationsverarbeitung: "Jahrbuch der Stadt Chemnitz 2019/2020"
  • Stadt Chemnitz - Amt für Informationsverarbeitung: "Quartalsberichte der Stadt Chemnitz" (verschiedene Ausgaben aus den Jahren 2017-2021)
  • Stadt Chemnitz: Pressemitteilung "Einwohnerstatistik", abrufbar hier, abgerufen am 17.02.2022